Michael Chabon schreibt in seinem Krimi nicht nur über Mord, schmutzige Geheimdienste, fanatische Schwarzhüte und abergläubische religiöse Erwartungen, sondern er schreibt auch die Geschichte Israels auf skurrile Art neu.
Ein Mord in Sitka, einer Stadt im amerikanischen Bundesstaat Alaska. Sitka ist nicht nur Schauplatz des Verbrechens, sondern auch ein Exil der 1948 nach dem verlorenen ersten israelisch-arabischen Krieg aus ihrer neu gegründeten Heimat vertriebenen jüdischen Bevölkerung. Ein Exil, dessen Räumung nach sechzig Jahren mit all den Ungewissheiten für die Bewohner ansteht. So auch für den im Brennpunkt der Kriminalerzählung stehenden 44 jährigen Kriminalbeamten Meyer Landsman. Ein hart gesottener Typ mit einem ausgeprägten Gespür für Verbrechen, der nach seiner Scheidung im schäbigen Hotel Zamenhof haust und seine Einsamkeit in Alkohol ertränkt. Als in Zimmer 208 ein Toter gefunden wird, übernimmt Landsman die Ermittlungen. Der mysteriöse Unbekannte ist eindeutig vorsätzlich getötet worden. Eine Spur tut sich auf, als der drogensüchtige, geniale Schachspieler und Sohn des Rabbi spurlos verschwindet. Landsmans Nachforschungen führen in die Welt der Schwarzhüte, der „Verbover“ Juden. Eine gefährliche Welt voller Fanatiker, die ihm nicht nur Schläger auf den Hals hetzt, sondern ihn fast ins Jenseits befördert. Als es Landsman beinahe gelingt, den Drahtziehern auf die Spur zu kommen, wird ihm der Fall „von oben“ entzogen. Doch gemeinsam mit seinem Partner und sehr zum Missfallen seiner Ex-Frau, die mittlerweile seine Vorgesetzte ist, ermittelt er auf eigene Faust weiter.
Man nehme einen außergewöhnlichen Schauplatz der Handlung, eine alternative Wirklichkeit, ein geheimnisvolles Verbrechen und einen verwegenen Detectiv und das Ergebnis ist Michael Chabons amüsant spannender Krimicocktail „Die Vereinigung jiddischer Polizisten“.
Die Vereinigung jiddischer Polizisten, Michael Chabon, Roman, 432 Seiten, Gebunden, Titel der Originalausgabe: The Yiddish Policeman’s Union, Aus dem amerikanischen Englisch von Andrea Fischer, Kiepenheuer & Witsch, Köln 2008, ISBN: 978-3-462-03972-6, Euro (D) 19.95 | sFr 35.00 | Euro (A) 20.60
© Soraya Levin