Was fühlt man, wenn man Sehnsucht nach den fremden Orten dieser Welt verspürt? Die Erfolgsautorin von Bonjour Tristesse, Françoise Sagan, erzählt es in Bonjour New York. Im Jahr 1954 taucht sie ein in die Atmosphäre von gegensätzlichen Städten wie New York und Neapel, zeigt ihre vielen Seiten und Gesichter, die wunderschönen reizvollen Momente auf Capri, den magischen Zauber beim Anblick des azurblauen Meers und die Gedanken und Gefühle im Caffè Florian auf der Piazza San Marco in Venedig.
Im Vorwort beschreibt Denis, Sagans Sohn, die zwei Seiten seiner Mutter. Sie, die es liebt dicht bei der Natur zu sein, fühlt sich vom Rhythmus New Yorks stark angezogen. New York mit den vielen Gesichtern, vom Rassismus bis zum exklusivsten und berühmtesten Hotel in Midtown, dem Waldorf Astoria.
Meterhohe steinernde Riesen, die sich in den Himmel strecken, ein Sammelbecken für Menschen aus allen Erdteilen der Welt, deren Puls immer hinter dem von New York hinterherhechelt. Was man fühlt, ist nicht nur ein Hauch von Luxus, sondern die reinste Verschwendung, umgeben vom Duft der Exotik, den Kräften der Dynamik, dem pulsierenden Rhythmus, der allgegenwärtigen Geschwindigkeit. Und mitten zwischen den Wolkenkratzern gleiten Schlittschuhläufer vor dem Rockefeller Center übers Eis, entdeckt man ein Stück unbebauter Natur und eine wahrhaft grüne Oase, den Central Park. Und bei Einbruch der Dämmerung werden die bunten leuchtenden Neonlichter sichtbar, ertönt Musik und Leben aus den Bars und Pubs, sieht man Menschen einsam an der Theke ihre Drink schlürfen und sich im Alkohol ertränken, sind die Straßen nach solch einer Nacht wie ausgestorben, ertönt nur vom Kai ein Schiffssignal, das die Neuankömmlinge ankündigt.
Aufregendes, bewegendes Leben hier und La Dolce Vita da. Da heißt in der süditalienischen Hafenstadt Neapel. Umgeben vom Lärm der aggressiven Straße, gehend durch enge Gassen, in denen sich die Menschen im Handel, in der Sonne, vor den Türen sitzend tummeln, in denen Musik ertönt und Wäsche vor den Fenstern flattert, wo die Neapolitaner sich ihrem Müßiggang und ihrer spontanen Freude hingeben, offenbart sich dem Besucher das süße, bezaubernde Leben und nur der Aufbruch nach Capri verhindert es, für immer hier zu bleiben.
Capri, eine Insel, deren Reize erst auf den zweiten Blick verführen. Die Insel der Intellektuellen, Kunstschaffenden und Schriftsteller überzeugt, sobald man sich aus den Fängen der Touristenmassen und Reisebuskolonnen befreit hat, durch ihre romantischen Strände, Buchten, kleine Grotten und ihr azurfarbenes Meer. Schnell fühlt man sich angezogen von dem süßen Leben. „Das Meer ist immer warm, die Sonne heiß, der Kaffee gut, der Fisch frisch, der Taxifahrer gut aussehend und der Sessel bequem.“
Und trotzdem treiben einen die Träume nach Venedig. Träume, die teilweise einer ernüchternden Wirklichkeit weichen. In der Stadt mit dem geringsten Boden unter den Füßen spürt man bei jedem Tritt die Wurzeln der Vergangenheit. Venedig ist „Schön, alt und geschminkt.“ Neben den idyllisch anmutigen Gondeln die stinkenden Wasserbusse. Ein Bild voller Widersprüche, ein Bild, das nur für die Touristen lebt.
Zu Fuß bis zum ältesten Café in Venedig, dem Caffè Florian auf der Piazza San Marco. Und bei Wiener Kaffeehausmusik über eine längst vergangene Zeit nachsinnen.
Bonjour New York, ein angenehm erfrischender Streifzug durch das turbulente New York bis zu dem La Dolce Vita der Inselschönheit Capri. Eine wundervolle verzauberte Pause vom Alltag, munter erzählt und bildhaft unterstrichen mit Schwarzweißfotos.
Françoise Sagan, Bonjour New York, Aus dem Französischen von Carina von Enzenberg, Umschlag:Françoise Sagan von Willy Rizzo (1954), Leinen mit Schutzumschlag und Lesebändchen, Mit dreizehn Fotos, 80 Seiten, SchirmerGraf Verlag München 2008, € 12,80, sFr 25,10, ISBN 978-3-86555-061-3
© Soraya Levin