Die Wahrheit macht Angst. Ist es Paranoia oder Hysterie sich eine Zeit vorzustellen, in der es kein Erdöl mehr gibt. In der unser Weltwirtschaftssystem und unser Sozialgefüge kollabieren. In der eine gewaltsame und unberechenbare Lawine von geschossartigen Veränderungen über den Menschen hereinbricht.
Was der Menschheit nach dem Erdölsupergau blüht, zeigt Andreas Eschbach in seinem Science Fiction Thriller "Ausgebrannt".
Markus Westermann träumt davon, es in den USA vom Tellerwäscher zum Millionär zu bringen. Als eine Softwarefirma in Paradise Valley ihm einen Job anbietet, greift er zu. Amerika, das Land seiner Träume, entpuppt sich aber schnell als ein Land mit vielen Hindernissen. Trotz aller Anstrengung schmeißt die Firma Markus raus. In dem Moment, als er immer mehr ins Abseits gerät, trifft er den Österreicher Karl Walter Block, der eine Methode entwickelt hat, mit der er trotz aller wissenschaftlichen Unkenrufe glaubt, Erdöl in unbegrenzten Mengen zu finden.
Sie schließen sich zusammen und finden einen Investor, der die Bohrungen finanziert. Als erste Erfolge sich abzeichnen, scheinen sie es geschafft zu haben.
Markus verbringt eine exzessive Zeit mit seiner neuen schwerreichen Liebe Amy-Lee. Als Block und mit ihm seine Methode plötzlich spurlos verschwinden, zieht sich der Investor zurück. Markus auf der Suche nach Block und mittlerweile von der Polizei gesucht, verunglückt schwer.
Unterdessen kommt es in der größten Erdölverladestation am Persischen Golf, in Ras Tanura, zu einer gewaltigen Explosion. Eines der größten Erdölfelder der Welt, das Ghawar Feld, erlischt. Der internationale Flugverkehr bricht zusammen, die Heizöl- und Energiepreise steigen in schwindelerregende Höhen. Der Warenverkehr bricht ein. Ganze Regionen werden nicht mehr versorgt. Auch Markus Schwester Dorothea und Ihr Mann Werner werden durch die Energiekrise aus ihrem bisherigen Leben gerissen.
In den USA lässt die Krise ganze Städte zu Geisterstädten werden. In abgelegenen Siedlungen bilden sich neue religiöse Gemeinschaften, die in Urform zusammenleben. Nach Monaten der Genesung macht sich Markus wieder auf die Suche nach Block. In Bell Hans Creek, wo sich eine kleine Gruppe von Überlebenden zusammen geschlossen hat, wird er fast gehängt. Mit Hilfe des CIA-Mannes Taggard kommt er Blocks Verschwinden und einer neuen Methode der Energiegewinnung immer mehr auf die Spur.
Als es Markus gelingt, aus pflanzlichen Abfällen Alkohol herzustellen, scheint sich sein Traum vom Tellerwäscher zum Millionär im Land der unbegrenzten Möglichkeiten doch noch zu erfüllen.
Andreas Eschbachs Sciene-Fiction Thriller ist durchzogen von vielen verschiedenen und teilweise verwirrenden Handlungssträngen. Da ist eine Hinrichtung nach einem Freitagsgebet in Saudi-Arabien, da ist ein geheimes Gespräch über das Ende der Welt am New Yorker Flughafen LaGuardia und da ist der Held Markus Westermann, dessen Leben in einer Zeitspanne von 30 Jahren beleuchtet wird. Ein Held der davon träumt sich in den USA ein Denkmal zu setzen, der auf eine Chance hofft, aufzusteigen. From "rags to riches". Mit Hilfe des Österreiches Karl Block, der glaubt, eine todsichere Methode zur Erdölfindung zu haben, scheint Markus Aufstieg unaufhaltsam.
Wäre da nicht die Explosion in den Saudischen Ölhäfen und das Ende des größen Erdölfeldes der Welt, dass die Weltwirtschaft und das gesamte Sozialgefüge kollabieren lässt. In den USA Städte ohne Menschen und neue religiöse Gemeinschaften mit eigenen Rechtssystem. In Deutschland ein Rückbesinnen auf persönliche Beziehungen in Form der alten Tante-Emma-Läden, sinnbildlich verkörpert durch Markus Schwester Dorothea. Sehr klischeehaft auch dann die Wandlung von Markus vom Juppie zum umweltbewussten Menschen.
Dazwischen noch der CIA-Mann Taggard und natürlich der 11. September 2001. Eine Liebesbeziehung sowie die Flucht der saudischen Familie Fahd und die Ermordung des amerikanischen Präsidenten gehören auch dazu.
Etwas schade ist, dass die eigentliche Handlung durch die vielen Nebenhandlungen verkompliziert wird. Denn sie ist es, die den Roman und seine Stärke ausmachen. Kein Charakterroman, sondern eine stofflastige und lebensnahe Geschichte.
Denn Andreas Eschbach macht eines deutlich. Wir wissen nicht wann, doch unausweichlich die Zeit, in der es kein Erdöl mehr geben wird. Andreas Eschbach legt mit seinem Science-Fiction Roman "Ausgebrannt" den Finger in diese Wunde. Denn es ist durchaus realistisch, dass nach der letzten Runde der Erdölförderung des Ghawar Feldes das alte weltwirschaftliche Denkmuster zusammen bricht. Da der Energieträger Erdöl in unsere gesamten Lebensbereiche wie Energieversorgung, Warentransporte, landwirtschaftliche Versorgung, medizinische Versorgung, hineinwirkt, scheint der absolute Kollaps der Sozialgemeinschaften, wie in "Ausgebrannt" spannend geschildert, durchaus denkbar.
Ein kraftvoller Appell an die Notwendigkeit der nachhaltigen Energienutzung und der Gewinnung neuer Energieträger, eingebettet in einen spannenden Science-Fiction Thriller, kernig von Ulrich Noethen gelesen.
Ausgebrannt, Andreas Eschbach, 8 Audio CDs, Gesamtspielzeit 576 Minuten, Verlag: Lübbe; Auflage: 1(Februar 2007), Sprache: Deutsch, Sprecher: Ulrich Noethen, ISBN: 978-3-78573284-7
© Soraya Levin