Die Chilenin Carla Guelfenbein liefert mit Die Frau unseres Lebens ihren zweiten Erfolgsroman. Ihre „Ménage à trois“ aus Liebe, Freundschaft und Verrat ist in Chile bereits ein Bestseller.
Sommer 1986 nordöstlich von London. Es ist der Beginn einer tiefen Freundschaft zwischen drei Menschen, deren trauriges Schicksal dennoch unaufhaltsam ist. Der englische Student Theo findet in dem im Exil lebenden Chilenen Antonio einen Freund fürs Leben. Antonios zwangloses, selbstbewusstes Wesen und seine kämpferisch marxistischen Reden öffnen Theo neue Welten und binden ihn, den Schüchternen, immer stärker an Antonio.
Im selbst gewählten britischen Exil befindet sich auch die zwanzigjährige Chilenin Clara, die sich seit Jahren mit Antonio seelisch eng verbunden fühlt. Theo, angezogen von Claras weiblichem Körper, kann die junge Chilenin für sich gewinnen. Nun wissen sie, „wir sind zu dritt“. Jeder von ihnen scheint mit jedem verbunden. Eine Triade der Vertrautheit und Geborgenheit. Doch sie droht zu zerbrechen, als Antonios Bruder Christóbal während einer Studentendemonstration der chilenischen Diktatur zum Opfer fällt. Antonio beschließt aus dem Schatten seines Bruders herauszutreten und sich dem chilenischen Widerstand anzuschließen.
Doch kurz vor seiner Abreise nach Chile wird ihre Dreiecksbeziehung erschüttert. In einer ausgelassenen voller sinnlicher Ekstase geprägten Stimmung passiert es zufällig. Clara hat Sex mit beiden Männern. Theo ist hin- und her gerissen zwischen seinen Gefühlen. Schmerzhaft vor Eifersucht fühlt er seine Liebe zu Clara verraten. Doch selbst in dieser Situation versucht er Antonios Leben durch einen scheinbar selbstlosen Verrat zu retten.
Die „Ménage à trois“ ist zerbrochen und erst fünfzehn Jahre später treffen sich die drei in Chile wieder. 15 Jahre, in denen sich Theo als Kriegsreporter auf einer dauerhaften Reise ohne Ziel, gefangen in seiner Schuld und voller Sehnsucht nach Clara befindet. 15 Jahre, in denen Antonios Welt des Widerstandes vom Umbruch in Chile überholt wird. 15 Jahre, in denen Clara ihre Liebe sucht und die nicht sichtbare Wahrheit ihrem Tagebuch anvertraut.
Guelfenbeins Figuren sind grundverschieden, leben in unterschiedlichen Welten und doch verbindet sie eine innige Freundschaft, die durch den Chilenen Antonio fest umschlungen ist. Eine Freundschaft, deren Selbstlosigkeit im Verrat mündet. Eine Freundschaft, die wie ein Glas zerbricht und deren Widersprüche dicht beieinander liegen. Doch um sich und die Vergangenheit zu verstehen, müssen Guelfenbeins Figuren der Wahrheit einen Schritt entgegengehen. Dieser Schritt führt nach Chile, dauert 15 Jahre und kommt fast zu spät.
Eine brillante und mit vertrauter Leichtigkeit geschriebene Dreiecksgeschichte zwischen tiefer Freundschaft, Liebe und Verrat.
Carla Guelfenbein, Die Frau unseres Lebens, Roman, die Originalausgabe erschien 2005 unter dem Titel „La mujer de mi vida“ bei Alfaguara/Aguilar Chilena de Ediciones S.A., Santiago de Chile, aus dem Spanischen von Thomas Brovot, Insel Verlag Frankfurt am Main 2008, 1. Auflage, 300 Seiten, Gebunden, Euro 19,80 [D] / Euro 20,40 [A] / sFr 34.30, ISBN 978-3-458-17386-1
© Soraya Levin