Verliebt in Breslau. Reisende überfällt oft dieses Gefühl, wenn sie durch diese romantische polnische Stadt mit den mittelalterlich wirkenden Gassen schlendern.
Der Autor Karl-Heinz Schaudienst lässt seinen Protagonisten Sebastian ebenfalls durch Breslaus Straßen schlendern. Aber nicht allein. Er hat sich vor Ort in Ilona verliebt. Kein leichtes Unterfangen, denn Sebastian ist verheiratet. Seine Ehe kriselt zur Zeit etwas. Der Schwung von früher ist raus. Die Kinder sind längst erwachsen und aus dem Haus. Marion und er sind irgendwie voneinander entfernt. Sie hat ihren Blumenladen und ihre Gärtnerei und er führt wie sein Alter-Ego Karl-Heinz Schaudienst das Café am Stadtmarkt in der kleinen beschaulichen Stadt Wolfenbüttel. Zwischen dem Café, dem Garten, dem täglichen Hausputz, dem Chillen bei einem Glas Wein begibt sich Sebastian auf die geheimnisvollen Spuren der Vergangenheit seiner verstorbenen Mutter nach Waldenburg. Es ist der Geburtsort seiner Mutter. Hier gibt es einen geheimnisvollen Koffer in der Hermannstraße.
Zusammen mit seiner neuen Liebe Ilona taucht Sebastian ab in die Tiefen der Archive in Breslau und Waldenburg. Es ist nicht nur eine Fahrt an diesen Ort. Immer wieder gibt es Gründe nach Waldenburg oder Breslau zu fahren. Da ist das Geheimnis nicht gelöst, da gibt es eine Verwandte und einen Zeugen. In erster Linie gibt es in Breslau aber Ilona. Ilona, mit der Sebastian viel lacht, spontane Dinge unternimmt, die sich für ihn interessiert. Sie gehen essen und tanzen und trotz seines zunächst schlechten Gewissens bleibt es am Ende nicht bei der platonischen Beziehung. Seine vermeintliche Liebe zu Ilona führt sogar soweit, dass Sebastian beabsichtigt, mit Marion zu sprechen.
Den Bruder seiner verstorbenen Mutter bindet Sebastian auch ein und lockt ihn mit nach Waldenburg. In einer Nacht- und Nebelaktion begehen sie sogar einen Einbruch. Das Diebesgut entpuppt sich als Hinweisgeber für die Lösung des Familiengeheimnisses. Während dieses Geheimnis gelöst wird, beginnt ein neues Geheimnis in Breslau.
Auch wenn die Charaktere einfach gestaltet sind und die Darstellung der Liebesbeziehung zwischen Sebastian und Ilona ein wenig zu stereotypes Klischee beinhaltet. Und auch wenn zu viel gefrühstückt wird und zu viel der BMW genannt wird, ist Karl-Heinz Schaudienst mit seinem Roman Verliebt in Breslau ein leichter allgemein verständlicher Unterhaltungsroman gelungen. Zu empfehlen für all diejenigen, die gern mühelos in ein Buch ein- und auftauchen möchten.
Karl-Heinz Schaudienst, Verliebt in Breslau, Das staubige Vermächtnis, Laumann Druck & Verlag GmbH & Co. KG, 2021 Dülmen/Westf., 384 Seiten, Klappenbroschüre, ISBN 978-3-89960-487-0, 14,80 Euro.
© Soraya Levin