Manchmal sind es gerade die merkwürdigen Zufälle, die Menschen aus ihrem unspektakulären Alltagsleben in einen ungewollten Strudel voller Stress reißen.
Einer dieser Menschen ist die ‚toughe‘ Londoner Fahrradkurierin Astrid Bell. Mit dem Tag als sie bei einem Unfall schwer stürzt, scheint sich das Leben von ihr und ihren Mitbewohnern in der Maitland Road abrupt zu ändern. Als ob es nicht schon reicht, dass ihr ehemaliger Exgeliebter und Hausbesitzer Miles sie alle in drei Monaten vor die Tür setzen will, um mit seiner neuen Liebe ungestört und allein in dem Haus zu leben. Nein, in der unmittelbaren Nachbarschaft gibt es auch noch eine Tote. Eine Tote, zu der Astrid kurz zuvor noch Kontakt hatte. Die Polizei hat ihre Ermittlungen noch nicht abgeschlossen, als in einem der prächtigen Häuser des Londoner Nobelviertels eine weitere Tote – von keiner anderen als Astrid Bell – entdeckt wird. In dem Maße wie sich nun das Verdachtsmoment gegen Astrid verdichtet, verdichtet sich auch die Stimmung unter den Bewohnern in der Maitland Road. Während Astrid dem Reiz des kühlen Owen nicht widerstehen kann, Pippas Liebhaber, zu denen auch einige Mitbewohner gehören, sich die Klinke in die Hand geben, Dario sich mit Drogen zudröhnt, die anderen nur verbindlich tun und daher weniger auffallen, hetzt Miles ‚Neue‘ in ihrer durchtriebenen Art Miles gegen die Bewohner auf. Alle haben mittlerweile genug von der kühlen Stimmung, räumen ihre Klamotten zusammen und während sie ihren Auszug vorbereiten, während Astrid sich wiederholt geduldig von der Polizei verhören lässt, geschieht ein weiterer Mord, dessen Spur nicht nur zu Astrid sondern direkt zu den Bewohnern der Maitland Road führt.
Nicci und French blicken in „Bis zum bitteren Ende“ hinter die Fassade eines normalen Alltagslebens, hinter der sich die Menschen trotz ihres engen Zusammenlebens nie ganz nahe gekommen sind. Nicht nur der Täter, sondern sie alle spielen falsch. Sie verspielen das gegenseitige Vertrauen, spielen mit ihren Ängsten, mit ihren Leidenschaften und Sehnsüchten. Jeder für sich lässt sich treiben, ohne dass er weiß wohin. Erst der durchtriebene doppelzüngige auch vor Mord nicht zurückschreckende Täter, der im zweiten Teil selbst zu Wort kommt, entblättert die Fassade. Die Autoren haben einen recht scharfen Blick für Astrid und ihre Bewohner, wobei der Blick auf den Mörder teilweise etwas widersprüchlich ist. Ein gut lesbarer Thriller, der ganz normalen einfachen Menschen in außergewöhnlichen Situationen ihre Lebensmasken entreißt.
Bis zum bitteren Ende, Nicci French, Thriller, gebunden, Originaltitel: Until it's over, Aus dem Englischen von Birgit Moosmüller, C. Bertelsmann Verlag, München 2008, 416 Seiten, ISBN: 978-3-570-00939-0, € 19,95 [D] | € 20,60 [A] | SFr 34,90